Es war wie eine Befreiung. Nicht nur von der Mannschaft, sondern vor allem von den Fans fiel mit dem Abpfiff eine große Last ab.
So viele lachende Gesichter habe ich seit vielen Jahren im Wildpark nicht mehr gesehen.
Es war mal wieder Zeit für einen dieser großen Momente im Fußball. Zeit für eines dieser Spiele, welches man nicht mehr vergisst.
Zeit für ein Spiel, welches an die Tür zur Top10 meiner besten Spiele im Wildpark ever anklopft. Diese Top10 ist natürlich immer subjektiv und es gilt die Lage des Vereins, die Dramaturgie der Begegnung, die Stimmung und Sieg oder Niederlage zu berücksichtigen.
Unter diesen Top10 sind einige unserer Europapokalspiele (Valencia, AS Rom, Bordeaux, Boavista Porto), die Siege gegen den VFB Stuttgart seit 1992, 4:2 und 2:2 gegen Bayern München, unser 2:0 gegen Fortuna Düsseldorf im DFB-Pokalhalbfinale, das 1:0 im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV vor 12 Jahren als wir schon mal drittklassig waren, ein unvergessliches 4:4 gegen Hansa Rostock und natürlich auch das eine oder andere Endspiel um den Klassenerhalt.
Dieser Sieg drängt ganz stark in die Wertung!
Der Wildpark hatte sich dieses 4:2 einfach verdient. So viele Jahre darben wir schon dahin mit mittelmässigem bis schlechtem und absolut erfolglosem Fußball. Schon bei den beiden Treffern zum 1:1 und 2:2 war der unbändige Siegeswillen auf den Rängen spürbar, aber beim 3:2 durch unseren Martin Stoll explodierte nicht nur unser Block. Überall sprangen die Menschen auf vor Freude und jubelten lautstark. Aber es war mehr als nur freudiger Jubel, es war fast trotzig. Wir sind immer noch da, trotzen dem ganzen Mist der letzten Jahre und heute ist unser Tag. Das 4:2 wurde dann fast schon hysterisch gefeiert – warum küsst uns das Glück immer gleich so derbe, nach dem es uns so lange verlassen hatte?!
Danke an unsere Mannschaft, die bei diesem Spiel zum ersten Mal als solche aufgetreten ist, für ihr sagenhaftes Spiel.
Kampf, Einsatz, Wille haben absolut gestimmt. Aber auch hier war endlich mal mehr als diese Tugenden zu sehen. Es wurde Fußball gespielt. Schnell, trickreich und mit Raffinesse.
Einer der Gründe warum ich zum Fußball gehe ist doch auch, dass ich Spieler sehen möchte welche diesen Sport besser ausüben als ich. Die letzten Jahre hatte ich immer das Gefühl, dass ich da auch mitkicken könnte. Am Sonntag wäre ich absolut fehl am Platz gewesen und das ist gut so!
Wir erlebten an diesem Sonntag bei tropischen Temperaturen hoffentlich den Startschuß für Selcuk Alibaz in eine tolle Saison und den Auftakt zu einer Aufholjagd in Liga3!
Und falls die Stadt Karlsruhe der Posse um einen Mottospruch endlich ein Ende machen möchte. Hier ist die Lösung:
Karlsruhe – wir sind Pokal!
(Noch kurz etwas zur Anstoßzeit: Es ist unmenschlich vom Deutschen Fußball Bund die Anstoßzeit bei 14.30 Uhr zu belassen, wenn klar ist welche Temperaturen herrschen werden. Auf dem Rasen sollen es wohl 45 Grad gewesen sein, auf den Rängen nicht viel weniger!
Man hätte einfach die Hälfte der Spiele um 18 Uhr und die andere um 20.30 Uhr beginnen lassen können. Das wäre allen vermittelbar gewesen. Da es aber nur um den Profit, die Fernsehverträge (…hauptsache die Leute sitzen den kompletten Tag vor der Glotze…) und den Kommerz geht, setzt der DFB lieber Menschenleben aufs Spiel! Gratulation an die alten Herren in Frankfurt – wieder mal wurde bewiesen welch Geistes Kind sie sind. Das nächste Mal machen wir ein Einlagespiel des DFB-Präsidiums gegen eine Fanauswahl. 12 Uhr bei 45 Grad auf dem Rasen – bin auf die Ausreden gespannt.)
Immer noch sehr zufrieden ist euer
OnkelMad
P.S. Grüße an alle Hamburger und Karlsruher die im Kaisergarten dabei waren!

