Lange nichts mehr hier geschrieben, immer mal dran gedacht einen Text zu verfassen, dann kam das Leben, die eigene Trägheit oder einfach die beginnende Altersdemenz dazwischen.
Aber keine Sorge, das Feuer brennt noch, sowohl für den KSC, den Fußball mit all den Menschen welches das Erlebnis erst rund macht und natürlich für die Musik.
2025 ist viel passiert was Kraft gekostet und an den Nerven gezerrt hat. Es ist so manches geschehen was es nicht immer einfach machte das Leben von der heiteren Seite zu nehmen.
Natürlich gab es auch die Momente, die Kraft gaben, von denen man lange zehren kann. Begegnungen mit tollen Menschen, Momente mit meinen Freunden in der Kurve, Konzerterlebnisse die einfach beeindruckend waren. Das Leben mit all seinen Facetten eben.
Und schon bin ich gedanklich wieder im Sommer 2025, genauer gesagt am 19.Juli und zwar in der Wulheide in Berlin.
Feine Sahne Fischfilet gaben sich hier die Ehre anlässlich ihres größten eigenen Open Airs. Die Wulheide kannte ich schon von vielen Konzerten. U.a. war ich immer dort wenn Pearl Jam aufgetreten sind. Eine wunderbare Konzert Location im Osten der Hauptstadt.
Die Vorfreude war groß Feine Sahne in dieser besonderen Konzertstätte zu sehen. Bislang hatte die Band mich immer begeistert, egal wie groß oder klein der Rahmen war. Das kribbeln im kleinen Zeh zeigte mir aber schon Tage vorher an, dass dieser 19.07. etwas Besonderes werden würde.
„Anstellen ist etwas für Leute die Zeit haben“, sagte mir unlängst ein Freund aus der Kurve und so setze ich mit meinem Anhang sein Motto damals schon um und wir betraten ohne lange Wartezeit die Wuhlheide.
Monchi und Co. tauchten genau an diesem Einlass just in dem Moment auf und begrüßten die Menge.
Kaum drinnen an den Terrassen angekommen begegnete mir der erste „Allesfahrer“ aus Karlsruhe und es gab sofort einen beiderseitigen Redeschwall bis die Begleitungen zu einem Schattenplatz bzw. Getränkestand drängten.
Im weiten Rund tummelten sich viele aus meinem Fussballumfeld, welches doch sehr blau-weiß geprägt ist. Aber ich glaube es war jede Stadt und nahezu jede Ultragruppe an diesem Abend vertreten. Die Tätowierungen, Buttons, Shirts oder die Gespräche am Bierstand verrieten viel über die Herkunft und Freizeitgestaltung der Menschen. Das war schon sehr geil.
An diesem Abend spielte es keine Rolle wer mit welcher Kurve unterwegs ist, heute stand die Musik der Band aus MV für alle im Fokus.
Und dann kamen sie auf die Bühne mit einem Knall, der Vorhang fiel und die Wulheide explodierte. „Wir kommen in Frieden“, „Zurück in unserer Stadt“, „Alles auf Rausch“…….Halt mein Maul würde jemand an dieser Stelle wohl sagen.
Zwei Bier schon überm Kopf, Shirt angerissen und die Augen nicht mehr von diesem Spektakel lassen können stand ich da und wusste, dass mein kleiner Zeh vor Tagen schon Recht hatte.
Was für ein Abend dies doch jetzt schon war und noch geben würde.
Überall Rauch, Fackeln, Moshpits, egal ob auf den Stehplätzen oder den heute nicht vorhandenen Sitzplätzen. Alle am ausrasten!
Soweit haben sie es also geschafft die verrückten Jungs von der Ostsee. Irgendwie hielt ich für einen Moment inne, während das Konzert weiter lief und dachte an einen Abend im Mai 2013 in Pforzheim zurück. Feine Sahne traten dort vor ca. 70 Leuten im „Bottich“ auf.
Mein Berliner Freund David konnte leider nicht, animierte mich aber unbedingt hinzugehen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Band schon viele der Songs geschrieben, welche im Juli 2025 auch in der Wulheide ihre Wirkung nicht verfehlen sollte.
Der Bottich tanzte damals auch sehr ausgelassen und anschließend gab’s an der Bar bei Nico und seiner Crew noch Pfeffi mit Monchi und allen die nicht rechtzeitig weg konnten.
https://onkelmad.org/2013/05/01/lecker-feine-sahne-fischfilet-bottich-pforzheim-15813963/
Ein herrlicher Abend damals in kleiner Runde mit einer super sympathischen Band, der ich damals jede Weiterentwicklung nicht nur zugetraut, sondern sehr gegönnt hätte. Dass dies soweit gehen sollte, dass wir an diesem Juli Abend 2025 in der Wulheide stehen, hätte ich nicht gedacht.
Wieder gedanklich zurück in der Realität des Konzertes empfand ich dieses positive Chaos als umso schöner, ich hatte das tiefe Gefühl, dass ich es ihnen einfach gönne. (Wenn ich auch weiß, dass sie auf meine Gefühle hierbei nicht angewiesen sind.)
Bei „15 Jahre“ schmiss das Publikum gefühlt den sechsten Zylinder an und trat das Gaspedal voll durch. Wirklich niemand blieb da noch an seinem Platz. Es war ein wildes Treiben auf dem Rasen und Rängen und natürlich angeheizt von einer Band die Laune hatte.
Nach diesem Song hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass Monchi und Co. genauso staunten und fasziniert waren von dem was sie hier erlebten, ja sogar selbst veranstalteten.
Den ganzen Abend über wurden Fackeln angerissen und Rauchtöpfe gezündet. In der Intensität hatte ich dies vorher noch nie erlebt.
Die Ordner hatten es irgendwann auch aufgegeben. Das war auch gut so, denn trotz des ganzen anarchischen Chaos, den bunten wilden Leuten, Hools, Ultras, Punkers, was auch immer, es war eine friedliche wunderbare Stimmung, alle waren füreinander da und wenn es nur dazu da war einem das Bier übern Kopf zu schütten.
Bei den Songs „Zuhause“ und „Eine rauchen wir noch“, welche beide hintereinander gespielt wurden gab es viel Gänsehaut, Tränen und Umarmungen. So intensiv die Texte, aber auch die Ansagen von Monchi. Die Menschen sangen mit und fühlten es.
Neben all der Eskalation gab es eben auch die ruhigeren Momente, die alle in sich aufsogen.
Mit „Komplett im Arsch“ endete der Abend standesgemäß. Dieses Lied spielte ich auch gerne in den Jahren als DJ und wenn es nur für mich war, denn er knallte aus den Boxen in den kleinen Läden einfach immer rein.
An diesem Sommerabend war er nicht nur Party (nicht vergessen welch ernster Hintergrund in den Zeilen steckt), nicht nur der Song der jahrelang vielleicht der bekannteste der Band war, sondern der würdige Abschluss eines Abends, den niemand so schnell vergessen wird. Buchstäblich waren eh alle komplett im Arsch.
So entließen uns Feine Sahne Fischfilet in die Nacht, das Bier war alle an den Ständen und so machten die fliegenden Händler draußen ihr Geschäft. Mitten in der Dunkelheit im Wald trafen wir noch auf einen befreundeten Herthaner und quatschen uns fest. Ein schöner Zufall, welcher mein Konzert des Jahres 2025 abrundete.
MaD





