Gedanken eines Fußballfreundes aus Frankfurt:
In Fussballdeutschland herrscht Angst und Schrecken. Mörderische Mobs von gewalttätigen und barbierenden Ultra Banden ziehen Wochenende für Wochenende quer durch die Republik und schaden dem Ansehen Deutschlands in der Welt, zumindest aber dem deutschen Fußball.
So geschehen z.B. beim Spiel der Frankfurter Eintracht in Düsseldorf. Pyrotechnik wurde gezündet (hierzulande ein schweres Verbrechen), das Spiel Montags abends zur Prime Time in Sport 1 musste später angepfiffen werden.
So nicht, dachten sich die hohen Herren vom DFB und beantragen einen Ausschluss der Frankfurter Fans beim Auswärtsspiel bei Union Berlin.
Mal abgesehen davon, dass sich die Verantwortlichen der Eintracht in diesem Punkt auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben, war die Idee des DFB klar:
Über eine Kollektivstrafe für die gesamte Fanszene der Eintracht das Denunziantentum in den Kurven weiter fördern, dafür sorgen, dass die sogenannten Fans, die mit 18 in der Schule damit prahlen, ein Stadionverbot bekommen zu haben, weiter aus dem Kreis der Fans ausgeschlossen werden.
Prima, sagt sich der DFB, jetzt greifen wir durch, und alles wird gut.
Und dann kommt der Montag abend, Sport 1 überträgt in die deutschen Haushalte, und was passiert?
Schon vor Beginn des Spiel begrüßt der Stadionsprecher von Union die mitgereisten Fans der Eintracht mit den Worten: Psst, eigentlich dürft ihr gar nicht hier sein!
Zum Einlaufen der Mannschaften sieht man über seinen Flatscreen sehr gut eingeblendet ein Plakat mit einer deutlichen Botschaft an eben diese alten Herren, die meinen, sie können das Fanverhalten in deutschen Kurven über Strafen reglementieren.
Die ersten Minuten des Spiels laufen, bis auf das Banner sind keine weiteren Aktionen erkennbar, auch scheinen sich nur sehr wenige Eintrachtler in Berlin eingefunden zu haben.
Spätestens mit dem ersten Tor aber wir klar und deutlich, dass, entgegen aller Planungen vom DFB, doch eine stattliche Anzahl von Fans aus Frankfurt im Stadion angekommen sind. Der Gästeblock wird geentert, sogar Banner werden gehängt, darunter das Ultras Banner. Die Gruppe der Fans, die der DFB nicht haben möchte, schon gar nicht die Frankfurter.
Begleitet werden diese Aktionen mit vernehmbaren Parolen der Heimkurve.
Und dies setzt sich dann letztendlich das ganze Spie über fort. Über Sport 1 und Sky sind die von beiden Fanlagern vorgetragenen Parolen an den DFB gut zu vernehmen.
Und was vorher unvorstellbar war, passiert: Ultras beider Mannschaften vereinen sich für die neunzig Minuten gegen einen gemeinsamen Gegner: den DFB.
Keine Ausschreitungen, im Gegenteil, tolle Fußballatmosphäre. Berliner organisieren Tickets für Gästefans, die zum Dank nach den abgelaufenen 90 Minuten ein kräftiges Eisern Union ins Stadionrund werfen.
Der DFB hat sich ein Eigentor geschossen. Das wievielte eigentlich?
Die Einsicht, dass Fanausschlüsse nicht den gewünschten Erfolg bringen, kommt schnell. Fanausschlüsse sind kein Teil der Strafen mehr, die der DFB gedenkt, zu verhängen.
Gleichfalls wird betont, dass über andere Wege nachgedacht werden muss, um Randalierer und Störenfriede des Fußballs von diesem fernzuhalten.
Erstaunlich ist, das der DFB auf die naheliegendste Möglichkeit, Einfluss zu nehmen nicht kommt: Mit den entsprechenden Gruppen ein einen, ehrlich gemeinten, Dialog zu treten.
Die Aktionen und Gespräche rund um das Thema Pyrotechnik legalisieren haben gezeigt, dass der DFB nicht ernsthaft an einer kritischen Auseinandersetzung mit den betroffenen Gruppierungen interessiert ist.
Auch bei den Themen Stadionverbote, Datei Gewalttäter Sport oder fanfreundliche Anstoßzeiten zeigt sich, dass der DFB nicht bereit ist, genau auf die Fans zuzugehen, die die Seele des Vereins ausmachen.
Nur das wäre aber der Hebel, um die festgefahrenen Fronten etwas aufzuweichen, um wieder Bewegung in die Situation zu bringen.
Doch wie verfährt der DFB: Man werde prüfen, ob gegen den Verein Union Berlin und evtl auch gegen die Frankfurter Eintracht eine Strafe verhängt wird, wegen Nichtumsetzung des Fanausschlusses.
Das alte Männer nicht immer auch weise sind, zeigen die Reaktionen von Seiten des Fußballverbandes.
Mit der fehlenden Bereitschaft, auf die Ultras, auf die Kurven zuzugehen, schwindet die Chance, für beide Seiten tragbare Ergebnisse zu erzielen.
Das es aber über 1000 Personen gibt, die sich von einer sinnlosen Strafe nicht abhalten lassen, ihren Verein an einem Montagabend 550 km weit weg zu unterstützen, dass sich Fußballfans zweier Vereine gemeinsam gegen einen Verband stellen, der die Zeichen der Zeit nicht erkennt (erkennen will), das ist die andere Seite der Medaille.
Es ist Zeit, umzudenken, Herr Niersbach.
Der Fußball lebt durch die Kurven.
In der Vergangenheit
In der Gegenwart
In der Zukunft
BS-Basti