Vom Glück geküsst und dann doch übelst von genau diesem im Stich gelassen. In einer relativ ausgeglichenen ersten Halbzeit vergeben die Kölner Gäste innerhalb von fünf Minuten zwei Elfmeter (Risse, Helmes) und Helmes trifft zusätzlich, weil es doch so schön klingt, noch mal Aluminium.
Es war kein Tor für den KSC gefallen und doch jubelten wir 2x, wie wenn wir selbst erfolgreich gewesen wären. Beide Male war es still im Wildpark als die Kölner Schützen anliefen. Der Klang des Aluminiums rieß uns aus unserer Anspannung und versetzte alle die es mit Blau-Weiß hielten in den Fußballhimmel. Beim zweiten Elfmeter, der noch dazu mehr als fragwürdig war, wurde noch intensiver gejubelt, da hier wirklich niemand mehr damit rechnete, dass auch dieser vergeben würde.

Von all dem bekamen die Kölner Ultras wenig mit. Sie hatten draussen massig Ärger mit der Polizei, die wieder mal ihre berühmte „Karlsruher Deeskalationstaktik“ anwandte. Dank einer kaputten Tür in einem Shuttle Bus sahen hunderte Menschen die extra aus Köln angereist waren das Spiel nicht oder nur mit sehr viel Verspätung. Trotz gültiger Eintrittskarten wurde ihnen der Zutritt zum Stadion verwehrt. Bis die Kölner stürmten, einige durchkamen und sich die Sitzplätze unter der Anzeigetafel auf einmal mit Leuten füllte. Genau pünktlich zum 1:1 von Helmes.

Zuvor allerdings ging unser KSC mit 1:0 in Führung. Koen van der Biezen nutzte einen tolle scharfe Flanke von Nazarov. Der Ball zischte in den Fünfmeterraum hinein und als man schon dachte, dass der Kölner Torhüter den Ball einfach fangen würde, kam der Fuß von Koen und versenkte den Ball zur Führung.
Kollektiver Jubel, dieses mal wirklich wegen eines erzielten Tores.
Und gleich hinterher ein donnerndes „Cologne, Cologne, die Scheiße vom Dom“. Ist einfach ein Klassiker und hören die Kölner bestimmt genauso gerne wie wir das „Karlsruh, Karlsruh, wir scheißen euch zu“. Vor allem wenn es von einer propevollen Kurve richtig laut gesungen wird.
Richtig laut wurde es auf Kölner Seite an diesem Tag leider nie. Der Stimmungskern war ja ausgesperrt und so herrschte im ausverkauften Auswärtsblock eine Atmosphäre als wäre Paderborn zu Gast. Schade für alle Stadionbesucher! Beschwerden nimmt ihr Freund und Helfer entgegen.

Leider fiel der Ausgleich zu früh. Nur fünf Minuten nach der Führung konterte Köln uns aus und Helmes erzielte das Tor. Wie naiv wir uns da anstellten. Diese Führung hätte mit Klauen und Zähnen verteidigt werden müssen, statt dessen versuchten wir Köln unter Druck zu setzen und mitzuspielen. Das überaus glückliche 0:0 zur Pause hatte uns wohl den Sinn für die fußballerische Realität vernebelt. In jedem Mannschaftsteil war uns Köln überlegen und wir hatten schlicht Glück in den ersten 45 Minuten.

In den nächsten 30 Minuten gab es einen recht offenen Schlagabtausch. Der KSC spielte seine guten Kontergelegenheiten aber nie richtig zu Ende. Am 16er war spätestens Schluss, zu oft vertendelten wir den Ball ohne Not und der letzte Pass fehlte einfach. Und nicht nur dieser, es fehlte wieder an Cleverness. Wenn es in Minute 90, was bekanntlich die sogenannte Schlussminute beim Fußball ist, gegen Köln 1:1 steht und wir schon so viel Glück an diesem Nachmittag in Anspruch genommen hatten, dann verteidigen wir diesen Punkt mit allen 11 Mann. Aber was machen wir, wir lassen uns just in dieser 90.Minute auskontern und der Kölner Außenverteidiger (!!!) und Kapitän Brecko kann sich im Strafraum noch gegen zwei unserer Verteidiger durchsetzen und as 1:2 erzielen. Und wieder Stille im weitem Rund, dieses mal vor Entsetzen!

Nun sind wir angekommen im Abstiegskampf und da zählt es nun sich auf die Basics im Fußball zu besinnen. Kämpfen und rennen! Vor allem das Kämpfen, den Biss und die Galligkeit ließen wir zu oft vermissen. Aue, Sandhaufen und Aalen stehen dafür exemplarisch.
Diese zweite Liga ist so ausgeglichen, das werden die meisten Spiele von der Mannschaft gewonnen, die an diesem Tag diesen Sieg einfach mehr will. Die Mannschaft gewinnt, die mehr investiert, die mehr läuft und die diesen einen Schritt, der weh tut, mehr macht als die andere. Wir machen ihn zur Zeit nicht diesen Schritt mehr und noch dazu stellen wir uns an wie doof.

MaD

KSC-KölnKSC-Köln II