Seit 2007 begeistert mich diese Band. Yen benötigten nur einige wenige Songs, dargeboten auf einer kleinen Bühne, um mich in ihren Bann zu ziehen. Das lag natürlich (nicht) nur an der wirklich außergewöhnlich charismatischen Sängerin. Nein, die Band Yen ist einfach eine tolle musikalische Einheit. An einem Abend auf dem Gute Toene Festival in Pforzheim war mir schnell klar, dass ich hier etwas Besonderes sehe und vor allem: höre. Da war so viel Gefühl, Freude und Energie auf der Bühne – und das im Vergleich zu vielen anderen Band nicht im mindesten aufgesetzt und geheuchelt, sondern ehrlich. Das bestätigten sie auch gleich doppelt, und zwar in der gleichen Nacht, als sie den klitzekleinen Zeltplatz bis zum Morgengrauen musikalisch unterhielten.

Yen verstehen es auch auf „Into The Sun“ viel Gefühl mit schnellen, voll Power gespielten Instrumenten und toll gesungenen Liedern zu vereinen. „Black Waterfalls“ ist hierfür ein großartiges Beispiel: da bietet Frontfrau Yen-Hwei Bella mit einzelnen, fast ins Mikro gehauchten Worten schon den perfekten, gefühlvollen Einstieg – bis Chris mit seiner Gitarre ordentlich Gas gibt, die Rhythmus-Sektion um Steffen und Benny nachzieht und Yen-Hwei ihre Rockröhre auspackt. Am Ende wird das Ganze also tanzbar – und ich kann die rockende Menge vor der Bühne deutlich vor mir sehen.

Ein weiterer Höhepunkt ist für mich auch das musikalisch locker-leicht daherkommende „Redemption“. Die Botschaft ist zwar nicht sonderlich leicht, aber im Endeffekt vermittelt „Redemption“ genau die Art von Lebensfreude, die ich bei Yen seit jeher spüre.

Yen singen nach eigenen Angaben auf „Into The Sun“ u.a. von Revolution, Befreiung und Liebe. Letztere bekommt vor allem in den Songs „Nobody Loves Me (Like I Do)“, „L.O.V.E“ und „Emotional D.“ einen besonderen Platz. Drei gefühlvolle, aber nie eintönige Balladen am Stück, die mich zum andächtigen Zuhören und Augenschließen bewegen.

„Prelude II“ im Anschluss lässt diesen Part des Albums ausklingen, bevor bei „Tonight“ die Rockgitarre wieder ausgepackt wird – und Chris all seinen Saiten endlich freien Lauf lassen kann. Ein straighter Rocksong, der wegen seiner Intensität auf großen Bühnen ebenso funktioniert, wie auf kleinen. „On A Mission“ beginnt schließlich wie ein astreiner Heavy Metal Song aus den 80ern – so rollt die Gitarre regelrecht auf den Hörer zu. Das heißt: Kurz aufschrecken! Dann stoppt Yen die Walze abrupt mit ihrer unverkennbaren Stimme wieder. Mit „Fear“ endet die Platte dann eher ruhig. Angst muss man vor Yen also wirklich nicht haben – falls das je ein Thema war -, sondern höchstens davor, dass man von dieser, vor allem live großartigen Band nicht mehr loskommt. Also davor, dass es euch so geht wie mir.

„Into The Sun“ ist der Beweis dafür, dass es sich immer lohnt, ganze Alben auch am Stück zu hören und sich nicht nur einzelne Songs rauszupicken. Yen haben hier ein stimmiges Werk veröffentlicht. Mal laut, mal leise, nie beliebig – und mit ganzer Seele eingespielt.

Chris, der Perfektionist an der Gitarre, nahm sich per Mail etwas Zeit um noch einige Fragen zum Album und zu Yen im Allgemeinen zu beantworten:

Valve: Ihr habt nach längerer Zeit wieder ein Album aufgenommen. Wie war dein Gefühl als es vollbracht war?



Yen: Wir haben uns für das letzte Album ziemlich viel Zeit genommen, und vor allem ziemlich viel Energie reingesteckt. Das beste Gefühl war, das fertige Album in den Händen zu halten und darin rumzublättern, während die CD im Player rotiert. Da habe ich dann realisiert, dass die Platte wirklich fertig ist. Das war ein unglaublich befriedigendes Gefühl.

Valve: Wer schreibt bei euch hauptsächlich die Lieder und die Texte?

Yen: Die Texte kommen fast alle von Yen-Hwei Bella, bis auf ein bis zwei Ausnahmen, an denen ich noch mitgeschrieben habe. Die Songs entwickeln wir dann gemeinsam, zu Zweit (Yen-Hwei und Chris) oder Yen bringt schon einen fertigen Song mit, den wir dann gemeinsam arrangieren.

Valve: Hast du einen Favoriten auf „Into The Sun“ und wenn ja, welcher Song und warum?



Yen: Das ist schwer, da meine Favoriten ständig variieren. Im Moment ist es „L.O.V.E.“, da er so schön anders ist und eine krasse Stimmung in sich trägt.

Valve: Was kann man von Yen 2013 live erwarten?

Yen: Wir wollen wieder vermehrt Konzerte spielen, Clubs, Festivals, Sofakonzerte und an neuen Songs rumbasteln, denn die nächste Platte wird nicht so lange auf sich warten lassen.

Valve: „Into The Sun“ ist online in den einschlägigen Stores, als Download und natürlich im Plattenladen zum Kauf erhältlich. Wie sieht’s mit dir aus: Kaufst du noch Musik? Wie stehst du zu Streams?



Yen: Ich finde es immer noch spannend CDs zu kaufen, um dann im CD-Cover rumzublättern, während die Musik läuft. Um ehrlich zu sein habe ich Spotify und Co. noch nicht wirklich ausprobiert! Aber natürlich kaufe ich Musik. Und ich finde es selbstverständlich, dass man für Musik Geld bezahlt. Denn solange irgendwo für Leistung Geld bezahlt wird, sollte man das auch für Musik tun. Wenn ich morgen früh an der Tankstelle meinen Sprit gratis bekomme, beim Bäcker die Brötchen umsonst…, dann gibt es selbstverständlich auch unsere Musik für lau… Alles andere wäre nicht fair.

MaD

Auch hier erschienen: http://www.valve-magazine.net/interviews/73-interviews/4614-yen-im-valve-interview